Dawson City (9. – ? Juli)

Aussicht auf den Yukon vom Midnight Dome

fast so gut wie Incarom

In Dawson City haben wir uns erst mal einen Ruhetag gegönnt. Ruhetage können hier gut ausgefüllt werden: Goldwaschen, Museen, Bars, Restaurant, Casino, Internet, wandern,…
Da wir am nächsten Tag weiter in Richtung Norden wollten, haben wir dann aber gar nicht so viel gemacht. Das nächste Abenteuer – der Dempster Highway – musste vorbereitet werden! Der Plan war, dass Christian bis Inuvik fährt (weiter nördlich gibts dann hier wirklich nicht mehr viel) und ich Christian bis in die Hälfte nach Eagle Plains begleite. Danach wollte ich per Autostopp zurück nach Dawson City fahren und dann hier ein par Tage «chli sy».
Das Abenteuer auf dem Dempster Highway beschreibt deshalb dann Christian später und ich beschränke mich meine Zeit in Dawson City.
Ich habe mittlerweile eine gute Woche hier verbracht und immer wieder viel Schönes erlebt. Ich musste mir zuerst eine Unterkunft organisieren, da Christian das Zelt mitgenommen hat. Noch in Eagle Plains hat mir ein deutsches Paar – Uschi und Ludwig mit Ida – ihr Zelt angeboten. Sie haben ihr Wohnmobil aus Deutschland eingeschifft und sind jetzt auf einer grossen Amerikareise.
Ich bin also am Sonntag in Dawson angekommen. Ich konnte mit Joanna mitfahren, sie hat mich direkt vor die Touristeninfo gefahren, wo ich in den letzten Tagen auch immer mal wieder vorbei geschaut habe. Ich habe das Gepäck aufgeladen, das wir dort in der Zwischenzeit gelagert haben und bin schwer bepackt auf die Fähre zum Campingplatz. Tatsächlich habe ich Uschi und Ludwig auch gefunden. Zusammen haben wir dann ihr Zelt aufgestellt. Zu meiner Freude ein Hilleberg Nallo. Das ist genau das Zelt, das ich immer haben wollte! Ich konnte es also die nächsten Nächte gleich testen. In der Zwischenzeit bin ich aber mit unserem Exped Orion ganz zufrieden. Für mich alleine war das Zelt ganz angenehm, aber für zwei Personen waere es eher etwas knapp. Ausserdem hat es zwar ein grösseres Vorzelt, unter welchem man auch sitzen kann, wo aber auch beide ihr Material hätten, was zu Konflikten führen könnte.
Uschi und Ludwig haben mich dann zum Znacht eingeladen, Tortellini mit Zucchetti und Gorgonzola – mmmmh! Das habe ich sehr genossen! Auch unser Kocher ist eben mit Christian auf dem Dempster. Während den ersten Tagen hat es immer wieder etwas geregnet, ich war daher sehr froh, hatte ich das gute Hilleberg Zelt. In dem blieb ich die ganze Zeit trocken!
Ich habe jeweils ausgeschlafen, gezmorgnet, bin dann in die Stadt gezügelt, habe am Blog gearbeitet, sonst recherchiert und telefoniert, gemütlich irgendwo gepicknickt und mich treiben lassen. Am zweiten Tag habe ich eine Führung entlang der historischen Punkte der Goldgräberzeit mitgemacht. Zuerst haben wir den Raddampfer angeschaut, auf dem wurden die Goldgräber in die Stadt gebracht. Weiter waren wir in einer Bar, beim Casino, in der Post und in der Bank. Diese Gebäude wurden wieder zurück in den Originalzustand umgebaut und so erhalten – also wie im Ballenberg. Uns wurde vor allem von den Leuten erzählt, die gehofft haben, in Dawson ihr Glück zu finden. Hier ein Link, der dies gut beschreibt.

Gleich am ersten Tag habe ich unser Veloschloss verloren. Es ist ein massives Kabelschloss, damit man zwei Velos zusammen an etwas schliessen kann. Das hat mich natürlich ziemlich aufgeregt! Ich habe in mehreren Läden und Bars gefragt und bin auch immer wieder bei der Touristeninfo vorbei gefahren zum Fragen. Irgendwann hat mir jemand gesagt, dass solche Schlösser ziemlich teuer seien und deshalb gerne geklaut würden. Für mich war da der Fall natürlich klar!
Nach drei Nächten auf dem Campingplatz sind Uschi und Ludwig dann nach Alaska weiter gefahren. Zeit für mich, eine neue Bleibe zu finden. In Dawson gibt es zwei Hostels, eines in der Stadt und eines neben dem Campingplatz. Eigentlich hat mir das neben dem Camping besser gepasst, es war ein bisschen günstiger und auch die Zimmer etwas grösser. Mich hat nur gestört, dass der Besitzer mir das Zimmer nicht zeigen wollte, er kenne mich ja nicht. Kein Wunder, wäre ich der einzige Gast gewesen. Da ich mich nicht entscheiden konnte, bin ich einmal mehr mit der Fähre in die Stadt gezügelt. Per Zufall habe ich auf der Fähre Ashley kennen gelernt. Sie ist in Deadhorse, am nördlichsten per Strasse erreichbaren Punkt in Alaska, gestartet. Sie hat vorgeschlagen, ein Hotelzimmer zu teilen. Zuerst war ich nicht sicher, ob ich unser Reisebudget so belasten wollte, schlussendlich hatte ich aber auch keine Lust auf das komische Hostel. Zum Glück bin ich dann mitgegangen. Wir haben unabhängig voneinander herausgefunden, dass wir gerne ins Bunkhouse gehen würden. Dort haben wir dann auch ein gemütliches Zweierzimmer bekommen. Wie kleine Meitleni haben wir uns über die Details gefreut: in der Lobby gab es feinen Kaffee, das Zimmer hat richtig sauber gerochen und zum Duschen gab es schöne weisse Tüechli. Ausserdem konnten wir nach Lust und Laune im Internet surfen und im Hotelgarten plegere. Von unserem Zimmer hat man direkt auf den Yukon gesehen – wirklich eine gute Wahl. Das Bunkhouse wird von Ueli, einem Adelbodner, geführt. Ueli hatte gerade Freunde aus Adelboden zu Besuch, das war dann natürlich ein lustiges Zusammentreffen der Berner Oberländer im fernen Kanada.

Am nächsten Tag durften Ashley und ich bei einer Kanutour auf dem Klondike mitgehen. Aarebötle ist dabei nur ein schwacher Vergleich! Wir wurden 30 Kilometer weiter oben an die Einboots

Paddeln auf dem Klondike (Bild von Ashley)

stelle gefahren. Dort wurden wir ins Kanufahren eingeführt, verstauten das Material wassersicher und haben uns auf die 2er Kanus verteilt. Bereits beim ersten Stop in einem stillen Seitenfluss sind dann zwei Biber um uns gekreist. Beim nächsten Stop auf Eagleisland waren es dann natürlich Adler. Im Gegensatz zur Aare haben wir keine anderen Böötler getroffen. Als Höhepunkt fliesst dann der Klondike in den Yukon und wir paddelten somit bis nach Dawson City.
Nach einer weiteren Nacht im Bunkhouse wollte Ashley weiter Richtung Whitehorse und ich musste wieder zügeln. Ueli hat für mich gleich mehrere Zelte organisiert. Somit bin ich wieder auf den Campingplatz gezügelt. Voller Eifer habe ich also begonnen, das erste Zelt aufzustellen. Ein 4-Personen Igluzelt – es war so gross, dass ich es nicht mal alleine aufstellen konnte. Als ich bemerkt habe, dass ich leider nur das Aussenzelt dabei hatte, bin ich eben wieder rüber nach Dawson um das nächste Zelt zu holen.
Auf dem Weg habe ich ein weiteres Mal bei der Touristeninfo gefragt, ob sie das Schloss gesehen hätten. Tatsächlich hat dann jemand gesagt, dass er vor einigen Tagen auf Facebook gesehen habe, dass jemand ein Schloss gefunden hätte. Nach einigen Anrufen konnte ich das Schloss zwei Stunden später abholen! Wie war ich da erleichtert!
Mit dem Schloss und dem neuen Zelt ging ich also wieder auf den Zeltplatz und habe dort andere Velofahrer getroffen, bei denen ich auch gleich das Zelt aufstellen durfte. Auch das war wieder ein Glückstreffer! Die nächsten beiden Nächte haben wir zusammen in diesem Camp verbracht. Wir haben gedacht, dass wir somit gleich die Campingkosten teilen konnten. An einem Abend hatten wir dann aber die Mahnung an unserem Platz, dass die Gebühr pro Übernachtungseinheit zu bezahlen sei, unabhängig von der Anzahl Personen pro Einheit. Also müsste für jedes Zelt die Gebühr von 12$ bezahlt werden, auch wenn man sich einen Platz teilt. Zum Glück war das nur unsere erste Mahnung, worauf wir gar nicht reagiert haben.
So verging also Tag um Tag in Dawson. Mir ist aufgefallen, dass ganz viele Leute hier eigentlich nur kurz bleiben wollen. Dann aber Tag um Tag verlängern und hier irgendwie hängen bleiben. Ich hoffe jetzt trotzdem, dass Christian   dann mal zurück kommt und wir weiter ziehen können.

Mit dem ausgeliehenen Zelt am Yukon

2 thoughts on “Dawson City (9. – ? Juli)”

  1. Liebe Christina. Das tönt ja ganz abenteuerlich, es ist auch Flexibilität gefragt, gell. Ich freue mich, von Deinen Erlebnisen zu lesen, jetzt bin ich gerade sehr gerührt. Würde mich sehr freuen, Dich im Herbst zu sehen. Liebe Grüsse Marianne

  2. Liebe Christina
    lieber Christian
    Mit grossem Interesse lesen wir Eure Berichte. Spannend! Für Eure weiteren Abenteuer wünschen wir Euch alles Gute. Keine Pannen und Unfälle, dafür viele Highlights.
    Liebe Grüsse
    Emil und Marianne

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