Escalante – Flagstaff (9.10.-29.10.)

Nachdem ich für einen Tag mit Christina und Markus im Auto mitgefahren bin, war für mich wieder höchste Zeit aufs Velo zu sitzen. Mit dem Auto haben wir 10 geplante Velotage in einem durchgespuhlt – viel zu schnell für mich. Das Gute jedoch, ich hatte nun mehr als genug Zeit, um vor Ablauf meines US Visums bis nach Mexiko zu fahren.
In Escalante hatte ich eigentlich nicht vor länger zu bleiben. Doch in einem Prospekt entdeckte ich ein Foto des Spooky Canyons. Dieses Foto war Grund genug, die Reiseplanung anzupassen. Um zu den Slotcanyons im Grand Staircase-Escalante National Monument zu gelangen, lagen 50 km Waschbrettpiste vor mir. Vollgepackt mit genug Wasser und Essen um 3 Tage in der Wüste zu überleben gings also los auf die bis jetzt mühsamste und anstrengendste Strasse der gesamten Reise. Wenn die Strasse nicht über die gesamte Breite mit Brems- und Beschläunigungswellen übersät war, war der Sand so tief, dass an Velofahren nicht zu denken war. Belohnt wurde ich am Abend dann aber mit einem wunderschönen Campplatz direkt am Trailhead, welcher zu den Canyons führte.
Nach einer angenehmen Nacht packte ich meine Sieben Sachen zusammen, verstaute sie auf dem Velo und wanderte los Richtung Spooky und Peekaboo Canyon. Diese zwei Canyons konnten gut in einer Rundwanderung miteinander verbunden werden. Los gings noch relativ gemächlich im rund 1m breiten Canyon. Aber es ging nicht lange, da war der Canyon so schmal, dass man nur ohne Rucksack und seitwärts weiterkommen konnte. Noch spannender wurde es, also die ersten Stufen dazu kamen welche ich entweder Hochklettern musste oder Runterrutschen konnte. Das gelegentliche Kreuzen entgegenkommender Wanderer war auch immer wieder witzig und wir mussten uns oft stark verrenken um aneinander vorbei zu kommen. Zurück am Trailhead hat sich das Bild nun geändert. Nun war mein Velo nicht mehr das einzige Gefährt hier, sonder nun war der Platz randvoll gefüllt mit Autos – höchste Zeit wieder loszufahren und die mühsame Piste ein zweites mal zu bewältigen.

Spooky Canyon im Escalante Staircase Momument

Nach einer weiteren Nacht irgendwo in der Wüste war ich nun auf dem Weg Richtung Bryce Canyon Nationalpark. Nach zwei Velotagen machte ich dort eine kleine Pause und erkundete den Park zu Fuss. Nach dem Bryce Canyon wartete schon das nächste Highlight: Zion Canyon. Mit wahnsinnigem Rückenwind war ich dann auch im Nu dort. Bereits die Strasse hinab in den Park ist ein wahres Highlight. Die verschiedensten Felsformationen, in Mitten der farbigen Bäume schmücken die Strecke hinab in den Canyon.
Ich wurde ja gewarnt, dass der Park very busy sei, und so hatte ich dann auch Glück noch genug früh anzukommen um mir den zweitletzten Campingplatz zu schnappen.
Der Zion Canyon ist Autofrei und Shuttlebusse bringen die Touristenmassen in den Canyon rein und auch wieder raus. Ich unternahm die spannende Wanderung zu Angels Landing. Nach rund 2h steilem Aufstieg aus dem Canyon ging es dann erst Richtig los: entlang von Fix eingerichteten Ketten ging es über einen Grat hinauf und hinaus auf den Angels Landing Point. Die ganze Kraxelei wurde noch spannender gemacht, da hier jeder unbedingt und irgendwie auf den Punkt raus wollte. So musste man dann immer wieder an geeigneten Stellen warten um die entgegenkommende Masse irgendwie kreuzen zu können.

Abendstimmung im Zion Canyon

Unterwegs Richtung Zion Canyon

Nach diesem Rummel wurde es Zeit den Park wieder zu verlassen. Nur ein paar Meilen ausserhalb des Parks konnte ich auf der Ranch von Gordon für eine Nacht mein Lager aufschlagen und kam in den Genuss von Gordons abenteuerlichen Reisegeschichten. Am nächsten Morgen sass ich bereits um 5 Uhr im Sattel. Das Ziel war Kanab, welches es vor 9 Uhr zu erreichen galt. So fuhr ich also im Stockdunkeln los Richtung Kanab – begleitet von tausenden leuchtenden Augen links und rechts der Strasse.
Halb verfroren aber pünktlich um 8.30 Uhr war ich dann auch in Kanab. Jeden Tag um 9.00 Uhr findet hier die Lotterie statt um eines der begehrten Permits für «The Wave» zu ergattern. Diese, durch Microsoft weltberühmt gewordene, Sandstein Formation lockt tausende Touristen aus aller Welt an. Um die Abnützung in Grenzen zu halten werden jeden Tag nur genau 20 Personen als Besucher zugelassen. Davon werden 10 Permits vorgängig Online verlost und 10 jeweils am Vortag direkt in Kanab. So sass ich also da, mit rund 150 Konkurrenten für die 10 Permits. Um 9.10 Uhr war der ganze Spuck dann auch schon vorbei und ich konnte mich damit beschäftigen, herauszufinden womit ich mich nun die nächsten 23 Stunden und 50 Minuten beschäftigen soll. Nach 4 mühseligen Tagen in Kanab hat es dann endlich geklappt. Meine Nummer 8 wurde am Samstag gezogen und ich hatte somit mein Permit für Sonntag. Nun hiess es sofort zusammenpacken, einkaufen für 3 Tage in der Wüste und los gings, denn The Wave liegt rund 70 km ausserhalb Kanabs irgendwo im Nirgendwo. Nach einer Nacht mitten in der Wüste begann dann am nächsten Morgen die Wanderung Richtung Welle. Nach rund 1.5h Fussmarsch in «dangerous and uneven terrain with no marked paths and no cell phone reception» und «only for very experienced hikers and with at least 4l of water and a lot of other blablabla» und vielen weiteren abschreckenden Warnungen erreichte ich die Welle ziemlich problemlos. Und es war wirklich toll: Ganz unerwartet taucht die Welle plötzlich irgendwo mitten in der Wüste auf. Auf rund 100x100m zeichnete der Wind die schönsten Linien in den Sandstein. Da ich sehr früh los ging, war ich auch der erste Besucher bei der Welle und konnte diese immerhin für rund 1h für mich alleine geniessen. Auch rund um die Welle gab es noch viel mehr zu entdecken: Arches, Dunes, Windows und auf dem Rückweg machte ich noch einen Abstecher in die Slotcanyons von Wire Pass und Buckskin Gulch.

Nun gings auf direktem Weg, also mitten durch die Wüste, weiter Richtung Grand Canyon North Rim. Die Nordseite des Canyons erreichte ich nach 2 Tagen und wurde mit dem wohl besten Campspot auf einem Campingplatz belohnt: Die Hicker/Biker Plätze waren zuvorderst, direkt am Canyon platziert. Und da ausser mir sonst niemand da war, konnte ich mir den allerbesten Platz direkt am Canyon schnappen – und was für eine Aussicht das war! Der Ausblick über den Canyon war so gewaltig, dass ich den ganzen nächsten Tag kaum von meinem Campingplatz wich. Dabei kam auch langsam die Idee auf, den Canyon nicht zu umfahren (was rund 5 Tage gedauert hätte) sondern zu durchwandern um auf die andere Seite zu gelangen. Einziges Problem: das Velo muss auch irgendwie auf die andere Seite. Per Zufall habe ich Abends Paul und Andrea kennengelernt. Sie sind mit RV unterwegs und wollen am nächsten Tag zum South Rim fahren – Perfekt! Nicht nur dass sie mein Rad gerne auf die andere Seite beförderten, auch wurde ich sofort zu Bier und Hot Dogs eingeladen. Auch ein Permit für eine Übernachtung im Canyon konnte ich noch ergattern. Das war ein Tag an dem wieder einmal alles irgendwie aufgegangen ist.
Am nächsten Morgen habe ich dann das Rad in den RV gerollt und bin gestärkt nach einem guten Frühstück langsam gegen den North Kaibab Trail gewatschelt. Am ersten Tag ging es vor allem bergab. Auf 24 km tauchte ich von 2500m immer weiter in den Canyon hinab bis ich am Ende des Tages auf rund 750m beim Colorado River ankam. Da die Feuerwehr ein paar Tage zuvor noch den Wald in der Nähe des Canyons in Brand gesetzt hatte, war der Canyon früh Morgens noch randvoll mit Rauch gefüllt. Dies gab zwar sehr witzige Fotos, war aber zum wandern eher unangenehm. Im Verlauf des Tages verzog sich der Rauch dann aber weitgehend und ich konnte bei wolkenlosem Himmel den Canyon erkunden.

Abendstimmung am Grand Canyon

Abtauchen in den Canyon

Ribbon Falls – ein Bisschen Grün im Canyon

Am Campplatz am Colorado River angekommen, suchte ich mir einen freien Campspot. Auch hier war alles wieder mit Permits und Reservations geregelt und ich war froh, am Vortag noch ein Campingpermit (wider einmal das letzte verfügbare) ergattert zu haben.
Leider war mein Schlafsack für die Temperaturen im Canyon viel zu warm und so wurde es eine eher mühsame Nacht mit dauerndem Schlafsack öffnen, schliessen und wieder öffnen. Zum Glück hatte ich nicht auch noch ein Zelt mit runter geschleppt. Kaum wurde es einigermassen hell am nächsten Morgen bin ich wieder losgestapft: Ich wollte den eher weniger begangenen South Kaibab Trail aus dem Canyon nehmen. Auf diesem gab es aber keine Möglichkeit Wasser aufzufüllen, daher wollte ich vor der grossen Hitze aus dem Canyon sein. Nun ging es während 4h wieder auf 2500m zurück. Oben angekommen vermisste ich das ruhige North Rim schon wieder. Die meisten Besucher besuchen nur das South Rim des Canyons und dementsprechend hektisch ging es auch zu und her auf dieser Seite des Canyons. Ich übernachtete noch eine Nacht dort, bevor es dann direkt weiter ging nach Flagstaff. In Flagstaff traf ich auch wieder Christina und wir verbrachten eine ganze Woche in der Stadt. Bei Warmshowers Host Sue konnten wir unser Lager aufschlagen und kamen in Genuss von Wanderungen und Ausflügen, Ausgang, Spielabenden und sehr gutem Essen und jeder Menge interessanter Leute. Da Flagstaff für mich wohl die letzte grössere Ortschaft vor Mexiko ist, nutzte ich die Zeit hier um meine Ausrüstung, Kartenmaterial und das Velo wieder flott zu machen um dann hoffentlich ohne Probleme in Mexiko durchstarten zu können – ¡arriba!

13 thoughts on “Escalante – Flagstaff (9.10.-29.10.)”

  1. Diese unglaublich tollen Bilder!!! So etwas zu sehen und zu erleben ist wohl einmalig. Weiterhin gute Reise auch durch Mexiko. Liebe Grüsse Marianne

  2. Schlicht gewaltig, wahnsinnig schön u öii persönlichi Leischtig höchscht idrücklech –
    u nid nume d’Chrischtina schribt guet
    Häb der witerhin Sorg, u mäld di ä chli fliessig jetz wo d allei underwägs bisch

    1. Lieber pap
      Danke,ja es ist wahnsinnig spannend hier. Gibt jeden tag wieder was neues zu entdecken und erkunden. Morgen gibts nochmals ne runde slotcanyons 🙂 Natürlich melde ich mich fleissig,hehe. Lg christian

  3. So spannend zu lesen und die schönen, eindrücklichen Bilder zu sehen. Sind beeindruckt von eurem Veloreisli!
    Christina wünschen wir gute Heim- und Weiterreise mit dem Rucksack und Christian ein gutes Weiterkommen auf dem Velo. Herzlich, Meje und Dres

    1. Liebe meje und dres
      Danke,ja es macht wahnsinnig spass hier. Ich hatte nun 2 tage pause und ab morgen gehts dann weiter richtung mexiko 🙂 arriba!

  4. Hallo Christina und Du Veloverrückter Christian,
    alle Achtung, bin auch schwer beeindruckt von Euren Bildern, Texten und körperlichen Hochleistung! Wünsche Dir Christina eine gute Heim- und dann Weiterreise wohin auch immer (?) und Dir Christian alles Gute in Mexiko, pass auf Dich auf!
    Viele liebe Grüße
    Lene

  5. U de, arriba abajo en el mexico? que tal? Du bist wohl nicht auf der Baja? Jetz isch fascht di ganz Vögeli-Familie am hablar espanol! Häbets alli guet drbi! Liebi Grüess vur Katharina

    1. Si, si, hoi dia es la grande fiesta de matrimonio a Cafayate. El paysaje es fascinante para nos Suizos. Christian tu puedes te alegrian. Buien viaje. PuM

  6. Hi Chris, can’t believe the beautiful photos! They look like from another planet. Excellent photography.
    Glad you were able to see that scenery, makes me want to go one day!

    1. Hi Dan. Thanks. Yes this was my favourite part when riding the lower 48. You should definitely check it out, its so beautiful. Could be a great motorbike ride.

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