Riviera Maya (15.6.-3.8.)

Die Riviera Maya erstreckt sich entlang der Küste des Bundesstaates Quintana Roo von Cancun über Playa del Carmen bis nach Tulum. Auf dem 130 km langen Abschnitt kann man angeblich die schönsten Strände der Welt besuchen. Daher verwundert es nicht, dass sich der weitaus grösste Teil des mexikanischen Tourismus an der Rivera Maya abspielt.
Schon im Flieger von Havanna nach Cancun stelle ich mich also auf eine turbulente Zeit in Touristenmeilen ein – aber ich freue mich auch seeeehr wieder Tacos zu essen. Schlussendlich lasse ich es aber gemütlich angehen und verbringe gut 1.5 Monate an der Riviera.

Der Start in Cancun beginnt trüb und nass. Ein guter Grund, den Start etwas zu verzögern und sich die Tage mit lesen, Blog schreiben, Routenplanung und Tacos auszuschmücken. Ich unternehme noch einige kleinere Ausflüge rund um Cancun wie zum Beispiel auf die Isla Blanca. Isla Blanca ist eigentlich eine Halbinsel, welche von Cancun in gut 2 Stunden mit dem Velo erreichbar ist. Dabei wühle ich mich zuerst raus aus dem Stadtchaos, dann entlang unendlich langer Hotelanlagen und weiter entlang unendlich langer Baustellen, durch welche die unendlich lange Hotelzone nochmals etwas verlängert wird. Dann endlich – zack – der Asphalt hört abrupt auf, kein Verkehr mehr und die Natur nimmt wieder Überhand. So geht es im Schlaglochslalom weiter bis zum Naturreservat. Die Halbinsel ist nun so schmal, dass von der Strasse aus auf der einen Seite die ruhig schimmernde Lagune sieht und auf der anderen Seite das aufgewühlte Meer. Das Wasser in der Lagune steht nahe dem Siedepunkt, im Meer schwimmt ein dicker Teppich aus Sargasso. Ich entscheide mich für ein Bad im Sargasso Teppich. Der Sargasso wird hier dieses Jahr in extremen Mengen an die Küste geschwemmt und wandelt die schönen Strände mit klarstem Wasser in braune Suppen und das an Land geschwemmte Seegras wird in den touristischen Orten zu Haufen zusammengekarrt und modert dann auf Unbestimmt vor Sich hin.

Isla Blanca
Isla Blanca mit Lagune und Meer

Irgendwann fahre ich dann doch mal los von Cancun. Das nächste Ziel ist Playa del Carmen. Es trifft sich gerade, dass Götti Dieter hier zum Tauchurlaub nach Playa kommt und wir wollen uns natürlich treffen. Während der Zeit in Playa wohne ich bei Gary, einem Couchsurfing Host. Er ist, wie viele hier, von den USA nach Playa ausgewandert und geniesst nun das aufregende Leben der Stadt. Er ist etwa 60 Jahre alt, was aber kein Grund ist, nicht morgens um 2 Uhr mal los zu ziehen und die Partytempel der Stadt abzuklappern. So verbringen wir einige Nächte unterwegs im Getümmel von Playa del Carmen. Dieter und Giuseppe treffe ich während der Woche fast täglich. Und so lasse ich mich für ein paar Tage mit köstlichstem Essen verwöhnen und kann wieder mal Berndeutsch reden. Und sie haben mir jede Menge Appenzeller Biberli von zu Hause mitgebracht 😀
Auch ich will endlich wieder mal tauchen. Daher nutze ich die Zeit in Playa auch dazu, mein Tauchen zu arrangieren. Ich entscheide mich schlussendlich, ein paar Kilometer retour zu fahren und in Puerto Morelos zu tauchen.

Puerto Morelos ist im Vergleich zu Playa geradezu extrem ruhig. Ich wohne wiederum bei einem Couchsurfing Host. Diesmal beim Australier Michael. Zusammen mit mir sind auch gerade noch Flor und Alan aus Argentinien hier. Sie warten auf ihr Kanadavisum, ich gehe Tauchen. So vergeht auch hier die Zeit wie im Flug und nach einigen wunderschönen Tauchgängen, lustigen Ruhetagen und spassigen Spieleabenden nehmen wir zwei Wochen später wieder Abschied. Ich fahre zurück Richtung Playa, die Argentinier fliegen nach Kanada und Michael hält weiterhin die Stellung und empfängt Couchsurfer aus aller Welt.

Ich komme wieder nicht sehr weit. Zurück in Playa del Carmen schnappe ich mir spät Abends die letzte Fähre zur Insel Cozumel. Auf Cozumel werde ich bereits von Nallely erwartet. Ich kenne sie seit Valladolid und sie hat mich eingeladen, ein paar Tage bei Ihr zu wohnen während ich Cozumel besuche. Die Insel besteht eigentlich aus einer Stadt, San Miguel de Cozumel und rund herum vor Allem aus viel Natur. Die meisten Touristen sind auch hier wegen dem Tauchen da und auch ich will eigentlich nochmals abtauchen, gehe aber schlussendlich doch nur schnorcheln. Nallely hat zwar auch ein Fahrrad, aber ihre grosse Leidenschaft ist das Motorrad. Und so rattern wir überall hin mit el moto. Es trifft sich auch gerade, dass in der selben Woche die Bikeweek Cozumel stattfindet und so ist der Velofahrer für einmal von mexikanischen Töffgangs umgeben, hört viel schlechte Livemusik und versteht spanische Witze noch immer nicht so recht.

Zurück auf dem Festland stehen schon die nächsten zwei Highlights an. In Akumal, einem kleinen Dorf eine Tagesetappe von Playa entfernt kann man offenbar mit Schildkröten schnorcheln. So gegen drei Uhr erreiche ich den Strand von Akumal und es wird mir sogleich erklärt, dass ich nun eine Schwimmweste mieten müsse und irgend einen Eintritt bezahlen. Ich rede mich erstmal raus und fahre ohne die «obligatorischen» Auslagen weiter. Und siehe da, man braucht doch nicht umbedingt eine teure Schwimmweste zu mieten und den Eintritt bezahlt man auch erst am Strand und nicht irgendeinem Tscholi an der Strasse – es ist immer wieder das Selbe in Mexiko. Aber man gewöhnt sich daran. Das Velo überlasse ich den Sicherheitsmännern von Maya-security mit all meinem Hab und Gut, schnappe die Taucherbrille und schwimme raus. Ich habe keine Ahnung wo ich die Schildkröten suchen muss, stelle aber schnell fest, dass Suchen gar nicht nötig ist. Die riesigen Urgesteine der Meere schwimmen fast überall rum, sobald es nicht mehr von Touristen wimmelt. So schwimme ich mit den riesigen Schildkröten um die Wette, höre ihnen unter Wasser beim Kauen zu und versuche mit meiner neuen Unterwasserkamera (für umgerechnet 10 Fr aus dem Walmart, yeah) ein paar Schnappschüsse zu schiessen.

Zwei Tage später steht das nächste Highlight an: Tauchen in einer Cenote. Ein etwas teurer Spass, aber auch eine unglaubliche Erfahrung. Mir gefielen die Cenoten ja seit der ersten Begegnung vor Merida sehr gut und schon mit der Schnorchelausrüstung macht es Spass, stundenlang die Wasserlöcher zu erkunden. Aber ausgerüstet mit komprimierter Luft für knapp eine Stunde, hebt das Erkunden der Cenoten auf eine ganz andere Ebene. Zusammen mit meinem Guide David tauche ich also ab in die Tiefe der Cenote Dos Ojos. Die Cenote ist nur etwa 10 m tief, aber wir können locker 50 Minuten in dem unendlich langen Labyrinth aus Gängen, Grotten, Tropfsteinen und Sackgassen vertreiben. Beim Cenotentauchen bleibt man, im Gegensatz zum Höhlentauchen, immer in Nähe des natürlichen Lichts. Nichts desto Trotz taucht man praktisch die ganze Zeit im Dunkeln und nur dank der Taschenlampe sieht man die Umgebung rund um sich herum. Hier sieht man zwar nur sehr wenig Leben, dafür aber die schönsten Gesteinsformationen und ich muss mich relativ stark konzentrieren um trotz allem Staunen meine Tarierung im Griff zu halten und nicht unkontrolliert am Boden Sand aufzuwirbeln oder oben an den sensiblen Stalaktiten anschlage, denn zeitweise wird es wirklich relativ eng.

Von der Cenote ist es noch eine kurze Nachmittagsfahrt bis nach Tulum. Tulum ist sozusagen die letzte Ortschaft der touristischen Riviera Maya und ich freue mich schon auf etwas mehr Ruhe auf den folgenden Streckenabschnitten. Für Tulum hatte ich einen genauen Plan: Ich brauche drei Tage um die Ruinen von Tulum und die Ruinen von Coba zu besichtigen und einen Ruhetag um die Weiterfahrt zu planen. Ich bleibe etwas mehr als eine Woche in Tulum 🙂

Im Vergleich zu Playa, Cancun und Cozumel tummeln sich in Tulum viel mehr Rucksackreisende und die Stimmung im Ort ist viel gelassener und entspannter. Auch kann man endlich wieder in kurzen Hosen und Flipflops in eine Bar gehen und auch der sonst übliche Gedeckzuschlag entfällt. Ich lerne die argentinischen Velofahrer Caro und Rodrigo kennen, welche mit dem Rad in Richtung Norden unterwegs sind und es stellt sich dann schnell heraus, dass es in Tulum von jungen Argentinier wimmelt. Die Meisten gehen mehr oder weniger emsig einer Arbeit nach, mit welcher sie die Weiterreise oder den Lebensunterhalt finanzieren wollen.
So vergeht die Zeit in Tulum auch wieder wie im Flug mit viel Mate Tee, sehr späten Abendessen, fiestas am Strand und schlussendlich doch noch den Besuchen der Ruinen.

Die Ruinen von Tulum sind daher sehenswert, da sie direkt am Meer, hoch auf einer Klippe über dem Strand stehen. Daher ist die magnetische Wirkung auf Touristen relativ stark und der Besuch früh Morgens hat sich, nicht nur wegen der unsäglichen Hitze später, gelohnt. Die erste Stunde nach Öffnung der Ruinen sind sehr ruhig und es lässt sich entspannt zwischen den Ruinen schlendern und die Aussicht geniessen. Ab 9 Uhr wird es dann hektisch. Im Minutentakt kommen neue Carladung von Touristen an und ihr Geschrei und der Gestank von Antibrumm vertreibt mich langsam aber sicher aus der Anlage.

Ruinen von Tulum

Die Ruinen von Coba will ich mir nicht entgehen lassen. Viele der grossen Pyramiden in Mexiko können nicht mehr bestiegen werden, da zu viele Leute zu dumm waren entweder zu realisieren, dass sie dort oben grundsätzlich nichts verloren haben oder vielleicht nicht in Flipflops oder Stöckelschuhen auf die Pyramiden klettern sollten. In Coba steht eine der letzten grossen, erklimmbaren Ruinen. Leider liegt Coba knapp 60 Kilometer von Tulum weg im Landesinnern. Ich will Nachmittags hinfahren, dort campieren und am nächsten Morgen früh die Ruinen besichtigen. Leider bleibe ich viel zu lange am Strand von Tulum hängen und eine Ankunft in Coba vor der Nacht ist nicht mehr möglich. Dann fahre ich halt morgens los.
Gesagt – getan. Ich fahre am nächsten Morgen um 5:30 Uhr durch Tulum Richtung Coba. In Tulum sind die Parties noch in vollem Gange, die Taquerias geöffnet und viele torkelnde Leute auf den Strassen. Was für eine Morgenstimmung 🙂 Kaum ist Tulum verlassen dann ein etwas anderes Bild. Auf der Strasse in den Tschungel herrscht so gut wie kein Verkehr und so fahre ich mit einem etwas mulmigen Gefühl durch die Dunkelheit immer weiter in den Tschungel hinein. Ich erreiche Coba 10 Minuten vor Türöffnung, kaufe mein Ticket und marschiere direkt los gegen die grosse Pyramide am Ende der Anlage. Mit mir haben nur zwei andere Besucher dieselbe Idee. Nach 15 Minuten erreichen wir die riesige Pyramide, machen uns an den Aufstieg und geniessen die erste halbe Stunde in absoluter Ruhe zuoberst auf der Pyramide und hoch über den Baumkronen des Tschungel unter uns.

Von Tulum gibt es zwei Fluchtmöglichkeiten. Nummer eins, langweilig dem schnurgeraden Highway nach Süden. Option 2, dem Meer entlang auf die Halbinsel bis Punta Allen, dann irgendwie übers Meer Übersetzen und durch das Sian Ka’an Reservat wieder auf den Highway zurück.
Früh Morgens breche ich auf Richtung Punta Allen. Kurz nach Tulum hört der Asphalt auf und der Schlaglochslalom geht wieder los. Ähnlich wie auch schon auf Isla Blanca sieht man auch hier oftmals auf der einen Seite der Piste die Lagune und auf der anderen das Meer. Verkehr hat es glücklicherweise sehr wenig. Nur ein paar Mexikaner begegnen mir und ein paar wenige Jeep Konvois mit welchen die tulumer Touris the real adventure suchen. Die Strecke ist wunderschön und eine Wohltat nach all den Kilometern auf dem Highway entlang der Riviera Maya. Immer wieder laden einsame Strände zum Pausemachen, Kokosnusschlürfen und Entspannen ein. So beanspruchen die gut 50 km schlussendlich auch problemlos den ganzen Tag. Ich komme kurz vor Sonnenuntergang im ehemaligen Fischerdorf Punta Allen an. Die Dorfbewohner leben heute vorwiegend von Schnorchel-, Mangroven- und Delfintouren. Daher ist der örtliche Hafen gut belegt mit Booten und ich mache mich daran noch für heute eine Überfahrt zu organisieren um auf der gegenüberliegenden Seite im Tschungel zu campieren. Die wenigen Leute welche sich noch am Hafen tummeln verrühren die Hände über dem Kopf und zählen mir jede Menge Tiere auf (ich kenne kaum eines davon) welche mich in der Nacht bestimmt fressen würden. Leider scheitert die Überfahrt schlussendlich beim Verhandeln des Preises, so dass ich schlussendlich mein Zelt am Strand von P.A. aufschlage.

Unterwegs gegen Punta Allen


Ausgeschlafen gestalten sich die Preisverhandlungen viel einfacher und bald sind Velo und ich auf einer Lancha verstaut und wir brettern über das flache Lagunenwasser auf die rund ein Kilometer entfernte Gegenseite. Ja hier hats wirklich nicht viel… Eine halb eingewachsene Piste führt durch die Mangroven Richtung Tschungel des Sian Ka’an Reservats. Gut 80 Kilometer trennen mich nun von der Zivilisation. Ich bin gespannt… Besonders schnell komme ich auf der ruppigen Tschungelpiste nicht vorwärts – aber konstant. Die Moskitos und Bremsen freuen sich sehr, endlich wieder mal Blut zu riechen und so kommt gemütlich Pause machen eher nicht in Frage. Nach 30 km dann die Entscheidung des Tages: die einigermassen instandgehaltene Hauptpiste für weitere 20 km folgen und dann auf dem Highway weiter oder den etwas direkteren Weg auf einer Nebenpiste für den Rest des Tages durch den Tschungel. Ich bin guten Mutes und schlage die Nebenpiste ein. Nur wenige Kilometer später stelle ich die Entscheidung sogleich in Frage. Die Piste ist nun so stark eingewachsen dass ich zwar gerade noch fahren kann, aber links und rechts oft mit den Packtaschen hängen bleibe und auch den Kopf einziehen muss. Je näher ich aber der Zivilisation komme, desto besser wird die Piste wieder und ich begegne sogar einer Person – einem velofahrenden Bauern, natürlich mit Flinte bewaffnet 😀 Ich erreiche Felipe Carillo Puerto (ungefressen!) kurz vor Sonnenuntergang, stärke mich mit wohlverdienten Panuchos und falle in meine Hängematte.

Tagsdarauf stehe ich mit der Feuerwehrmanschaft von Felipe Carillo auf, packe meine Sachen zusammen (ei geht das rassig wenn ich nur die Hängematte und nicht das ganze Zelt wegräumen muss) und mache mich auf, den letzten Velotag für eine Weile unter die Räder zu nehmen. Es geht bis an die wunderschöne Laguna Bacalar wo ich für eine längere Zeit sesshaft werde. Aber mehr dazu im nächsten Eintrag.

Guten Morgen von der Laguna Bacalar

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